Philippe vergrößerte seine Bärenkolonie. Ganz ohne eigenes, kommerzielles Interesse kaufte er neue Riesenteddys und verlieh sie an alle, die sie haben wollten. Einzige Bedingung: Die Adoptiveltern mussten etwas mit ihnen machen, und sie mussten öffentlich zu sehen sein. So sah man die Teddys in Schaufenster von Apotheken im Arztkittel plötzlich Blutdruckmessen, bei Motorradverkäufern Vespa fahren oder bei Weinhändlern überm Klo hängen. Selbst auf einer Polizeistation sollen sie schon gesichtet worden sein – in Handschellen.
Philippes Mission war erfüllt: Den Pariser Alltag mit ein bisschen mehr Wärme und Witz zu erfüllen. „Ich wollte eigentlich nur meiner Nachbarschaft dienen und die Bewohner miteinander ins Gespräch bringen“, erzählt er. „Seit über 25 Jahren habe ich mein Geschäft hier. Es gab Leute, mit denen ich noch nie gesprochen habe. Jetzt nennen mich alle nur noch Philippe." Ein kleines Großstadtmärchen wie im Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ nahm seinen Lauf, wo die Tochter den Gartenzwerg ihres depressiven Vaters auf imaginäre Reisen schickt und Postkarten von entlegensten Orten der Welt schreiben lässt.
Hunderte von „Nounours“ gibt es heute, sie sind nicht nur eine Touristenattraktion in Paris, bis nach Südfrankreich haben sich manche der Metropolbären bereits verirrt. Auf Facebook und Instagram folgen fast 70.000 Menschen den plüschigen Riesen aus Paris und teilen dort die absurdesten Fotos mit ihnen.
Eine ganz besondere Rolle spielten sie während der Coronazeit. Während des Lockdowns erwiesen sie den menschenleeren Terrassen einen freundlichen „Bärendienst“ und ließen die verwaisten Straßen nicht ganz so traurig wirken, danach sorgten sie für genügend Abstand zwischen den ersten Gästen.
Also, wenn Sie das nächste Mal in Paris Café trinken, nehmen Sie Ihren Tischnachbarn ruhig in den Arm – und machen Sie ein Selfie. Damit das Märchen weitergeschrieben wird.